Sorbitunverträglichkeit bei Zöliakie: Zusammenhang, Symptome und wie der Atemtest helfen kann

Sorbitunverträglichkeit bei Zöliakie: Zusammenhang, Symptome und wie der Atemtest helfen kann

 

Was ist Sorbit?

Sorbit (auch: Sorbitol) gehört zur Gruppe der Zuckeralkohole, den sogenannten Polyolen. Es handelt sich dabei um einen natürlichen Bestandteil vieler Früchte wie Äpfel, Birnen, Pflaumen, Aprikosen und Pfirsiche. Auch bestimmte Gemüsesorten, Algen und Pilze enthalten Sorbit. Zusätzlich wird es industriell aus Glukose hergestellt und als kalorienreduzierter Zuckeraustauschstoff verwendet – vor allem in Kaugummis, Light-Produkten, zuckerfreien Süßigkeiten, Getränken, Zahnpasta oder Medikamenten.

Sorbit ist für den Körper schwer verdaulich. Die Aufnahme erfolgt nur teilweise im Dünndarm – und das auch nur passiv, also ohne aktiven Transportmechanismus. Besonders bei höheren Mengen gelangt Sorbit unverdaut in den Dickdarm, wo es von Darmbakterien vergoren wird. Dabei entstehen Gase wie Wasserstoff und Methan, die zu typischen Beschwerden führen.

Was ist eine Sorbitunverträglichkeit?

Bei einer Sorbitunverträglichkeit, auch Sorbitmalabsorption genannt, kann der Dünndarm das aufgenommene Sorbit nicht ausreichend resorbieren. Das bedeutet, dass Sorbit in zu großen Mengen in den Dickdarm gelangt, dort von Bakterien zersetzt wird und zu Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall und Völlegefühl führt. Besonders problematisch: Die Symptome ähneln stark denen des Reizdarmsyndroms und werden daher oft nicht richtig erkannt.

Schon geringe Mengen von ca. 5 bis 10 Gramm Sorbit pro Tag können bei empfindlichen Personen Beschwerden verursachen. Die individuelle Toleranzgrenze ist dabei sehr unterschiedlich – manche Menschen vertragen kleine Mengen gut, andere reagieren bereits auf ein Stück Obst oder Kaugummi.

Symptome der Sorbitunverträglichkeit

Typische Beschwerden sind:

  • Blähungen und Luft im Bauch

  • Krampfartige Bauchschmerzen

  • Völlegefühl und Druck

  • Übelkeit

  • Weicher Stuhl bis Durchfall

  • Unregelmäßiger Stuhlgang

Diese Symptome treten meist 30 Minuten bis 3 Stunden nach dem Verzehr sorbithaltiger Lebensmittel auf.

Warum Zöliakie-Patient:innen besonders betroffen sind

Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, bei der der Verzehr von Gluten (ein Eiweiß in Weizen, Dinkel, Gerste und Roggen) eine Entzündung der Dünndarmschleimhaut auslöst. Dies führt zu einer Schädigung der Darmzotten – den feinen Ausstülpungen, die für die Nährstoffaufnahme zuständig sind.

Studien zeigten, dass alle Patient:innen mit unbehandelter Zöliakie gleichzeitig eine Sorbitmalabsorption aufwiesen.

Das bedeutet: Die beschädigte Dünndarmschleimhaut bei Zöliakie kann Sorbit nicht mehr ausreichend aufnehmen – die Beschwerden nehmen zu. Erst nach Einführung einer streng glutenfreien Diät und der Regeneration der Dünndarmzotten normalisierte sich bei den meisten Betroffenen die Sorbitaufnahme wieder.

Andere Studien konnten zeigen, dass auch subklinische (asymptomatische) und stille Formen der Zöliakie mit einer sehr hohen Rate (über 95 %) an Sorbitmalabsorption einhergehen.

Warum der Sorbit-Atemtest sinnvoll ist

Der Sorbit-Atemtest ist ein einfaches, nicht-invasives Verfahren, mit dem sich eine Sorbitunverträglichkeit zuverlässig nachweisen lässt. Dabei wird nach der Einnahme einer sorbithaltigen Lösung regelmäßig der Wasserstoffgehalt in der Ausatemluft gemessen.

Wie funktioniert der Test?
  • Der Patient trinkt eine definierte Menge Sorbit in Wasser.

  • Anschließend wird in regelmäßigen Abständen (alle 30 Minuten) die Ausatemluft gemessen.

  • Ein signifikanter Anstieg des Wasserstoffs (H₂) oder Methans (CH₄) zeigt eine Malabsorption an.

Vorteile des Sorbit-Atemtests:
  • Nicht-invasiv (keine Blutentnahme, keine Gewebeprobe)

  • Schnell durchführbar (Dauer: 3 Stunden)

  • Hohe Aussagekraft bei typischen Beschwerden

  • Besonders hilfreich bei Zöliakiepatient:innen zur Verlaufskontrolle

Sorbit-Atemtest als Verlaufsmarker bei Zöliakie

Besonders interessant: Der Sorbit-Atemtest eignet sich nicht nur zur Diagnose, sondern auch zur Verlaufskontrolle bei Zöliakie. In Studien normalisierten sich die Werte des Tests bereits nach 6 bis 12 Monaten glutenfreier Ernährung – noch bevor serologische Marker wie Antikörper gegen Endomysium oder Transglutaminase wieder negativ wurden.

Das bedeutet: Der Sorbit-Atemtest kann ein sensibler Frühindikator für die Heilung der Darmschleimhaut sein. Damit ergänzt er klassische Blutuntersuchungen und Biopsien sinnvoll – gerade bei Kindern, stillen Verläufen oder wenn keine Biopsie gewünscht ist.

 

Therapie bei Sorbitunverträglichkeit

Die wichtigste Maßnahme ist der Verzicht auf sorbithaltige Lebensmittel. Bei Zöliakiepatient:innen kann sich die Unverträglichkeit im Laufe der Zeit zurückbilden, wenn sich die Darmschleimhaut erholt. In der Übergangszeit empfiehlt sich eine sorbitarme Ernährung.

Sorbitreiche Lebensmittel, die vermieden werden sollten:
  • Äpfel, Birnen, Pflaumen, Aprikosen, Pfirsiche

  • Zuckerfreier Kaugummi, Bonbons, Diätsüßigkeiten

  • Produkte mit Zuckeraustauschstoffen (z. B. E420)

  • Light-Getränke, Energy-Drinks, zuckerfreie Joghurts

  • Zahnpasta und Medikamente mit Sorbitzusatz

Fazit: Was Du aus diesem Artikel mitnehmen kannst

  • Sorbit ist ein natürlicher Zuckeralkohol, der in vielen Lebensmitteln und Produkten vorkommt.

  • Bei Zöliakie ist die Darmschleimhaut geschädigt, was häufig zu einer zusätzlichen Sorbitunverträglichkeit führt.

  • Der Sorbit-Atemtest ist eine einfache und sichere Methode, um eine Sorbitunverträglichkeit festzustellen und die Gesundheit der Dünndarmschleimhaut bei Zöliakie zu überprüfen.

  • Eine glutenfreie Ernährung kann die Sorbitmalabsorption oft innerhalb von Monaten deutlich verbessern.

  • Wer anhaltende Verdauungsbeschwerden trotz glutenfreier Diät hat, sollte eine Sorbitunverträglichkeit in Betracht ziehen.

Dein nächster Schritt:

Wenn Du den Verdacht hast, dass Du Sorbit nicht verträgst – besonders bei bekannter Zöliakie – lass einen Sorbit-Atemtest durchführen. Er gibt Dir Gewissheit und hilft, Deine Ernährung gezielt anzupassen.

 

Geschrieben von: Bahtier Kurbanov