Gluten- oder Fruktan-Intoleranz?

Gluten- oder Fruktan-Intoleranz?

Sind deine Bauchbeschwerden wirklich von Gluten verursacht

Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall oder ein ständiges Völlegefühl – kommen dir diese Symptome bekannt vor? Vielleicht hast du bereits versucht, Gluten aus deiner Ernährung zu streichen, weil du vermutest, dass es die Ursache ist. Doch wusstest du, dass viele Beschwerden, die oft fälschlicherweise Gluten zugeschrieben werden, eigentlich durch etwas ganz anderes verursacht werden können – nämlich Fruktane? Fruktane gehören zu den FODMAPs und können ähnliche Symptome hervorrufen wie eine Glutenunverträglichkeit.

Dieser Artikel erklärt dir den Unterschied zwischen Fruktanen und Gluten, warum die richtige Diagnose so wichtig ist und wie dir Tests wie der Inulin-Atemtest oder Bluttests bei Zöliakie helfen können, die wahre Ursache zu finden.

Gluten und Fruktane – was ist der Unterschied

Gluten und Fruktane sind zwei völlig unterschiedliche Stoffe, die in Weizen, Roggen und Gerste vorkommen. Beide können Beschwerden auslösen, jedoch auf ganz unterschiedliche Weise.

Gluten ist ein Protein, das in Getreide wie Weizen, Roggen und Gerste enthalten ist. Es verleiht Teigen ihre Elastizität und sorgt dafür, dass Brot und Gebäck ihre Struktur behalten. Bei Menschen mit Zöliakie, einer Autoimmunerkrankung, kann Gluten eine starke Immunreaktion auslösen. Das Immunsystem greift dabei die eigene Darmschleimhaut an, was langfristig zu Schäden und Nährstoffmangel führt. Gluten steht auch bei der nicht-zöliakischen Weizensensitivität im Verdacht, Beschwerden auszulösen, allerdings ohne eine Immunreaktion wie bei Zöliakie.

Fruktane hingegen sind Kohlenhydrate, genauer gesagt Ballaststoffe, die zu den FODMAPs gehören. Sie sind schwer verdaulich und werden im Dünndarm nicht vollständig abgebaut. Stattdessen gelangen sie in den Dickdarm, wo sie von Bakterien fermentiert werden. Dabei entstehen Gase, die Blähungen, Bauchschmerzen und ein Völlegefühl verursachen können. Zudem ziehen Fruktane Wasser in den Darm, was zu Durchfall führen kann.

Sie kommen nicht nur in Weizen, Roggen und Gerste vor, sondern auch in Zwiebeln, Knoblauch, Artischocken, Spargel sowie bestimmten Obstsorten wie Äpfeln und Birnen.

Fruktane oder Gluten – die richtige Diagnose ist entscheidend

Gluten betrifft das Immunsystem: Wenn du an Zöliakie leidest, reagiert dein Immunsystem auf Gluten und greift deine Darmschleimhaut an. Dies kann zu langfristigen gesundheitlichen Schäden führen. Auch bei einer Weizensensitivität können Beschwerden auftreten, jedoch ohne Immunreaktion.

Fruktane betreffen die Verdauung: Sie bleiben unverdaut im Darm, werden dort fermentiert und führen durch Gärung und Wasseransammlung zu Symptomen wie Blähungen, Durchfall oder Bauchkrämpfen. Da Fruktane auch in Lebensmitteln enthalten sind, die kein Gluten enthalten, können Beschwerden trotz glutenfreier Ernährung bestehen bleiben.

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Was ist Glutenunverträglichkeit und wie wird es diagnostiziert?

Wenn Du nach dem Verzehr von Weizen Beschwerden hast, aber weder an Zöliakie noch an einer Weizenallergie leidest, könnte es sich um eine nicht-zöliakische Weizensensitivität (NCWS) oder Glutenunverträglichkeit handeln. Die genaue Ursache von NCWS ist noch nicht vollständig verstanden, aber man vermutet, dass nicht nur Gluten, sondern auch andere Bestandteile von Weizen wie Fruktane oder Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATIs) eine Rolle spielen können.

Die Diagnose von NCWS erfolgt in drei Schritten:

Ausschluss von Zöliakie, Weizenallergie und Fruktan-Intoleranz: Zunächst müssen spezifische Tests durchgeführt werden, um Zöliakie, Weizenallergie oder eine Intoleranz gegenüber Fruktanen auszuschließen. Dazu zählen Bluttests auf Zöliakie-Antikörper (z. B. tTG-IgA), spezielle Allergietests sowie ein Inulin-Atemtest.

Verbesserung der Beschwerden durch eine glutenfreie Ernährung (GFD): Im nächsten Schritt, nachdem die oben genannten Erkrankungen ausgeschlossen wurden, wird geprüft, ob sich Deine Symptome durch eine glutenfreie Ernährung verbessern. Dabei streichst Du Gluten für eine bestimmte Zeit aus Deiner Ernährung. Es ist wichtig, diesen Versuch unter ärztlicher Aufsicht durchzuführen, um sicherzustellen, dass die Ernährung weiterhin ausgewogen bleibt.

Gluten-/Weizenprovokation zur Bestätigung: Um die Diagnose zu bestätigen, wird eine kontrollierte Provokation durchgeführt. Dabei isst Du wieder glutenhaltige oder weizenhaltige Lebensmittel und beobachtest, ob die Symptome zurückkehren. Im Idealfall wird diese Provokation als doppelblinde, placebo-kontrollierte Studie durchgeführt, bei der weder Du noch der Arzt wissen, ob Du Gluten oder ein Placebo erhältst. So können subjektive Faktoren, wie der sogenannte „Nocebo-Effekt“ (negative Erwartungshaltung), ausgeschlossen werden.

Was ist der Unterschied zwischen NCWS und Zöliakie?

Der Hauptunterschied zwischen NCWS und Zöliakie liegt in der zugrunde liegenden Ursache und der Art der Reaktion:

Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die eigene Darmschleimhaut angreift, sobald Gluten verzehrt wird. Sie kann mit spezifischen Bluttests und einer Biopsie des Dünndarms diagnostiziert werden.

NCWS ist keine Autoimmunerkrankung und auch keine Allergie. Es handelt sich vielmehr um eine Reaktion auf Weizen oder Bestandteile des Weizens (wie Gluten, Fruktane oder ATIs), die noch nicht vollständig verstanden ist. Es gibt derzeit keine spezifischen Biomarker, um NCWS direkt zu diagnostizieren. Die Diagnose basiert daher auf dem Ausschluss anderer Erkrankungen und der Reaktion auf eine glutenfreie Ernährung.

Warum ist die Diagnose von NCWS so kompliziert?

Ein Problem bei der Diagnose von NCWS ist, dass es keine spezifischen Labortests gibt. Stattdessen müssen andere Ursachen wie Zöliakie oder Weizenallergie zuerst ausgeschlossen werden. Zudem können andere Faktoren wie FODMAPs oder psychologische Einflüsse (z. B. der Nocebo-Effekt) die Symptome beeinflussen.

In Studien zeigte sich beispielsweise, dass manche Menschen, die glauben, Gluten nicht zu vertragen, tatsächlich auf Fruktane reagieren. Deshalb ist es so wichtig, eine genaue Diagnose durchzuführen – damit Du Deine Ernährung gezielt anpassen kannst, ohne unnötig auf Lebensmittel zu verzichten.

Warum ist eine genaue Diagnose so wichtig?

Viele Menschen stellen selbst die Diagnose „Glutenunverträglichkeit“, ohne sich testen zu lassen. Sie beginnen, Gluten aus ihrer Ernährung zu streichen, in der Hoffnung, dass sich ihre Beschwerden bessern. Das Problem: Ohne professionelle Abklärung kannst Du nicht sicher wissen, ob Gluten tatsächlich der Auslöser ist – oder ob es an etwas anderem liegt, wie Fruktanen.

Ohne die richtige Diagnose riskierst Du:

Unnötige Einschränkungen: Eine glutenfreie Ernährung ist oft teuer und kompliziert. Wenn Gluten gar nicht die Ursache ist, verzichtest Du unnötig auf viele Lebensmittel.

Übersehene Erkrankungen: Zöliakie muss unbedingt diagnostiziert und behandelt werden, da die Krankheit langfristige gesundheitliche Folgen haben kann, wenn sie ignoriert wird.

Fortbestehende Beschwerden: Wenn Fruktane oder andere FODMAPs das Problem sind, wird eine glutenfreie Diät allein Deine Beschwerden nicht lindern.

Wie findest Du heraus, ob Fruktane die Ursache sind?

Wenn Fruktane als Auslöser vermutet werden, kann ein Inulin-Atemtest Klarheit schaffen. Inulin ist ein Ballaststoff, der aus Fruktanen besteht. Der Test funktioniert folgendermaßen:

  • Du trinkst eine Lösung mit Inulin.
  • Im Anschluss wird die Menge an Wasserstoff und Methan gemessen, die Du ausatmest. Erhöhte Werte zeigen, dass Dein Darm die Fruktane nicht vollständig abbaut und diese im Dickdarm fermentieren.

Das Ergebnis des Tests kann zeigen, ob Fruktane tatsächlich Deine Beschwerden verursachen. Der Test ist schmerzfrei und einfach durchzuführen.

Zöliakie zuerst ausschließen: Bluttests geben Sicherheit

Bevor Du Fruktane als Ursache vermutest, sollte Zöliakie ausgeschlossen werden. Dafür bieten wir spezielle Bluttests an, mit denen Du prüfen kannst, ob Dein Immunsystem auf Gluten reagiert. Die Tests suchen nach bestimmten Antikörpern, die bei Zöliakie typisch sind, wie:

  • Anti-Transglutaminase-Antikörper (tTG-IgA)
  • Endomysium-Antikörper (EMA)

Ein positiver Test deutet auf Zöliakie hin, während ein negativer Test den Verdacht auf Fruktane oder andere Ursachen lenken kann.

Was tun, wenn Fruktane das Problem sind?

Wenn der Inulin-Atemtest zeigt, dass Fruktane Deine Beschwerden auslösen, ist eine spezielle Low-FODMAP-Diät eine mögliche Lösung. Dabei verzichtest Du auf Lebensmittel, die reich an FODMAPs sind, wie Weizen, Zwiebeln, Knoblauch oder bestimmte Obstsorten. Die Diät wird schrittweise durchgeführt, um herauszufinden, welche FODMAPs Du verträgst und welche nicht.

Fazit

Ob Gluten, Fruktane oder eine andere Ursache – die richtige Diagnose ist der Schlüssel zu einem beschwerdefreien Leben. Mit Tests wie dem Inulin-Atemtest und unseren Bluttests für Zöliakie kannst Du endlich herausfinden, was hinter Deinen Symptomen steckt. Lass uns gemeinsam den Weg zu einer besseren Lebensqualität finden – ohne unnötige Einschränkungen und mit klaren Antworten.

Wie wir dich unterstützen können?

Wenn du trotz einer glutenfreien Ernährung weiterhin unter Beschwerden leidest oder unsicher bist, ob Gluten wirklich die Ursache ist, möchten wir dir unser Konzept vorstellen. Wir übernehmen die Betreuung und unterstützen dich individuell – von gezielten Ernährungstipps bis hin zur Testung möglicher Auslöser wie Fruktane oder andere FODMAPs. So musst du dir keine Gedanken über unnötige Einschränkungen oder falsche Annahmen machen. Lass uns gemeinsam die wahre Ursache deiner Beschwerden finden und eine Ernährung entwickeln, die wirklich zu dir passt.

Quellenangaben

Aljada, B., Zohni, A., & El-Matary, W. (2021). The Gluten-Free Diet for Celiac Disease and Beyond. Nutrients, 13(11), 3993.

Geschrieben von: Bahtier Kurbanov