
Toxoplasmose in der Schwangerschaft – was Du wissen solltest
Toxoplasmose ist eine Infektionskrankheit, die durch den Parasiten Toxoplasma gondii verursacht wird. Die meisten Menschen merken davon nichts – bei gesunden Erwachsenen verläuft die Infektion in der Regel unbemerkt oder nur mit leichten grippeähnlichen Symptomen. In der Schwangerschaft jedoch kann eine Infektion schwerwiegende Folgen für das ungeborene Kind haben. Deshalb ist es wichtig, das Risiko zu kennen und gezielt zu testen.
In diesem Artikel erfährst Du, warum Toxoplasmose in der Schwangerschaft besonders relevant ist, wie man sie erkennt, testet und bei Bedarf behandelt. Die Informationen basieren ausschließlich auf der evidenzbasierten S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG).
Was ist Toxoplasmose? – Der unsichtbare Parasit, der Dein Baby gefährden kann
Toxoplasmose ist eine Infektion, die durch den Parasiten Toxoplasma gondii verursacht wird. Dieser Erreger lebt im Körper von Katzen und gelangt über deren Kot in die Umwelt. Für den Menschen wird er dann gefährlich, wenn er unbemerkt aufgenommen wird – etwa beim Putzen des Katzenklos, bei der Gartenarbeit oder beim Essen von ungewaschenem Gemüse und rohem Fleisch. Besonders in der Schwangerschaft ist das tückisch: Eine Infektion kann auf das ungeborene Kind übergehen.
Wie steckt man sich mit Toxoplasmose an? – Die 5 häufigsten Infektionswege
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Katzenkot: Vor allem bei Freigängerkatzen besteht das Risiko, dass sie den Erreger ausscheiden. Die Schwangere sollte das Katzenklo nicht selbst reinigen.
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Rohes oder halbrohes Fleisch: Besonders Schwein, Lamm, Wild und Geflügel können Zysten enthalten, die beim Garen nicht ausreichend abgetötet wurden.
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Ungewaschenes Obst und Gemüse: Erdpartikel können Oozysten enthalten, die mit dem Kot von Katzen in die Erde gelangt sind.
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Unpasteurisierte Ziegenmilch: Auch über tierische Produkte wie Rohmilch kann der Erreger übertragen werden.
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Kontaminiertes Wasser: In manchen Regionen – etwa tropischen Ländern – kann auch ungefiltertes Trinkwasser eine Infektionsquelle sein.
Wie verläuft eine Toxoplasmose beim Menschen? – Warum Du oft nichts merkst
In 80–90 % der Fälle verläuft die Infektion unbemerkt. Wenn Symptome auftreten, sind sie oft unspezifisch:
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Leichtes Fieber
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Muskelschmerzen
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Lymphknotenschwellung
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Grippeähnliche Beschwerden
In sehr seltenen Fällen kann es zu einer Netzhautentzündung (Retinochoroiditis) oder einer Gehirnentzündung (Enzephalitis) kommen. Das Gefährliche: Die Erreger können sich in Muskel- oder Nervenzellen zurückziehen und dort dauerhaft inaktiv bleiben – scheinbar harmlos, aber bei einer Schwangerschaft plötzlich bedrohlich für das ungeborene Kind.
Warum ist Toxoplasmose in der Schwangerschaft so gefährlich? – Die Risiken fürs Baby
Wenn sich eine Frau während der Schwangerschaft zum ersten Mal mit Toxoplasmose infiziert, besteht die Gefahr einer Übertragung auf das ungeborene Kind (sogenannte konnatale Infektion). Das Risiko und die Folgen hängen stark vom Zeitpunkt der Infektion ab:
Schwangerschaftsphase | Übertragungsrate | Wahrscheinlichkeit für Schäden |
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1. Trimester | 14 % | 73 % |
2. Trimester | 29 % | 28 % |
3. Trimester | 59 % | 11 % |
Das bedeutet: Je früher die Infektion in der Schwangerschaft, desto größer ist das Risiko für schwere Schäden beim Kind. Dazu gehören:
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Wasserkopf (Hydrozephalus)
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Verkalkungen im Gehirn
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Entzündungen der Netzhaut
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Krampfanfälle
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Zerebralparesen (Bewegungsstörungen)
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Schwerhörigkeit oder Blindheit
Was Du selbst tun kannst – So schützt Du Dich und Dein Baby vor Toxoplasmose
Die gute Nachricht: Eine Infektion lässt sich oft vermeiden, wenn Du ein paar einfache Regeln beachtest:
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Kein Kontakt mit Katzenkot (Katzenklo von anderen reinigen lassen)
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Kein Verzehr von rohem Fleisch, Tatar oder Rohwürsten
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Obst und Gemüse immer gründlich waschen
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Hände nach Gartenarbeit oder Fleischzubereitung waschen
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Auf Muscheln und unpasteurisierte Ziegenmilch verzichten
Wer sollte sich auf Toxoplasmose testen lassen?
Nicht jede Schwangere hat das gleiche Risiko. Die meisten Infektionen entstehen durch den Verzehr von ungenügend gegartem Fleisch oder durch Kontakt mit Katzenkot. Aber auch ungewaschenes Gemüse oder kontaminierte Erde können Infektionsquellen sein.
Besonders empfohlen wird ein Toxoplasmose-Test für:
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Frauen mit Kinderwunsch
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Schwangere im ersten Trimester ohne bekannte Immunität
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Schwangere mit Risikokontakt (z. B. durch Haustiere, Rohfleischverzehr)
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Schwangere mit grippeähnlichen Beschwerden
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Schwangere mit auffälligen Ultraschallbefunden beim Kind
Ein einfacher Labortest auf IgG- und IgM-Antikörper zeigt, ob eine Infektion bereits durchgemacht wurde oder ob ein aktuelles Risiko besteht. Ergänzend kann bei bestimmten Konstellationen ein IgG-Aviditätstest helfen, den Infektionszeitpunkt besser einzugrenzen.
Wie funktioniert die Toxoplasmose-Diagnostik in der Schwangerschaft?
Eine Infektion mit Toxoplasma gondii verläuft häufig unbemerkt – kann aber während der Schwangerschaft schwerwiegende Folgen für das ungeborene Kind haben. Deshalb ist die frühzeitige Erkennung besonders wichtig. Die wichtigste Methode zur Feststellung einer Toxoplasmose-Infektion ist der sogenannte Antikörper-Suchtest – eine einfache Blutuntersuchung, die spezifische Abwehrstoffe im Blut der Schwangeren nachweist.
Was wird bei einem Antikörpertest untersucht?
Der Körper bildet nach einer Infektion verschiedene Antikörper:
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IgM-Antikörper entstehen ca. 5 Tage nach der Infektion. Sie erreichen ihren Höchstwert nach 1–2 Monaten und sinken danach langsam ab. In manchen Fällen bleiben sie über Jahre hinweg nachweisbar – was die Interpretation erschwert.
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IgG-Antikörper bilden sich meist 1–2 Wochen nach der Infektion. Sie steigen bis zu 3–6 Monate nach der Infektion weiter an und bleiben in der Regel lebenslang nachweisbar. Ihre Anwesenheit zeigt, dass der Körper bereits mit dem Erreger in Kontakt war und eine Immunität besteht.
Die gleichzeitige Bestimmung beider Antikörpertypen erlaubt eine erste Einschätzung, ob:
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eine akute Infektion möglich ist,
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eine frühere Infektion und damit ein Immunschutz besteht,
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oder noch keine Infektion stattgefunden hat.
Was bedeuten die Testergebnisse?
Testergebnis | Interpretation |
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IgG positiv, IgM negativ | Die Schwangere hatte bereits früher eine Infektion und ist immun. Es sind keine weiteren Kontrollen notwendig. |
IgG und IgM negativ | Es liegt keine Infektion vor, aber auch kein Schutz. Die Schwangere sollte die empfohlenen Hygienemaßnahmen einhalten. Weitere Tests werden alle 4–12 Wochen empfohlen. |
IgM positiv, IgG negativ | Verdacht auf eine sehr frische Infektion. Es wurde möglicherweise zu früh getestet, bevor sich IgG gebildet hat. Eine Kontrolle nach 2 Wochen ist notwendig. |
IgM positiv, IgG positiv | Verdacht auf frische oder kürzlich durchgemachte Infektion. Eine genaue Einschätzung ist ohne weiteren Test nicht möglich. |
Warum reicht der Antikörpertest oft nicht aus?
Wenn beide Antikörper (IgG und IgM) positiv sind, kann man nicht sagen, wann die Infektion stattgefunden hat. Gerade in der Schwangerschaft ist aber der Zeitpunkt der Infektion entscheidend:
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Eine Infektion vor der Schwangerschaft ist in der Regel unbedenklich.
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Eine Infektion während der Schwangerschaft kann das ungeborene Kind gefährden.
Deshalb ist in solchen Fällen ein zusätzlicher Test wichtig: die sogenannte IgG-Aviditätsbestimmung.
Wie funktioniert der IgG-Aviditätstest und warum ist er so wichtig?
Die Avidität beschreibt, wie stark sich die IgG-Antikörper an den Toxoplasmose-Erreger binden. Je länger die Infektion zurückliegt, desto stärker ist diese Bindung. Direkt nach einer frischen Infektion ist die Avidität niedrig, steigt aber im Laufe der Monate an.
Daher lässt sich über diesen Test grob abschätzen, wann die Infektion stattgefunden hat:
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Niedrige Avidität: Infektion vermutlich in den letzten 3-4 Monaten
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Hohe Avidität: Infektion liegt wahrscheinlich länger zurück und ist für das Ungeborene ungefährlich
Besonders in der Schwangerschaft ist dieser Test entscheidend. Denn die Frage „Akut oder früher?“ bestimmt das weitere Vorgehen – inklusive möglicher Therapie oder Beruhigung, wenn eine Immunität vorliegt.
Wie sicher ist die Toxoplasmose-Testung?
Die Kombination aus Antikörpernachweis (IgG, IgM) und Aviditätsbestimmung gilt laut aktueller Leitlinie als bewährte Methode, um den Zeitpunkt einer Toxoplasmose-Infektion grob einzugrenzen – ein entscheidender Faktor, insbesondere in der Schwangerschaft. Dabei gilt:
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Eine hohe IgG-Avidität spricht dafür, dass die Infektion mindestens 3 bis 4 Monate zurückliegt. Liegt der Beginn der Schwangerschaft weniger als 12 bis 16 Wochen zurück, ist eine solche Infektion mit hoher Wahrscheinlichkeit vor der Schwangerschaft erfolgt (präkonzeptionell), was das Risiko einer kindlichen Schädigung deutlich reduziert. Ist die Schwangerschaft jedoch bereits fortgeschritten, ist nicht immer klar, ob die Infektion noch während der Frühschwangerschaft stattgefunden hat – in diesen Fällen kann eine weiterführende Abklärung erforderlich sein.
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Eine niedrige IgG-Avidität hingegen beweist keine frische Infektion. Sie kann auch über viele Monate bestehen bleiben – insbesondere bei immunologischer Besonderheit oder verzögerter Reifung der Antikörper. Hier ist eine Verlaufskontrolle nach ca. 2 Wochen wichtig, um die Entwicklung der Antikörper weiter zu beobachten.
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Ein deutlich ansteigender IgG-Titer bei wiederholter Testung gilt als Hinweis auf eine kürzlich durchgemachte oder noch aktive Infektion.
Wichtig: Diese serologischen Tests liefern wertvolle Hinweise – sie ersetzen jedoch nicht die ärztliche Beurteilung. Für eine fundierte Einschätzung müssen klinische Symptome, Schwangerschaftswoche und individuelle Risikofaktoren berücksichtigt werden. Eine gezielte Beratung durch die betreuende Ärztin oder einen erfahrenen Spezialisten ist daher immer notwendig.
Welche Rolle spielt die Toxoplasmose-Immunität vor der Schwangerschaft?
Wenn eine Frau bereits vor der Schwangerschaft Kontakt mit dem Erreger hatte und IgG-Antikörper nachweisbar sind, spricht man von einer bestehenden Immunität. Das bedeutet: Eine erneute Infektion ist äußerst unwahrscheinlich und eine Gefahr für das Kind besteht nicht.
Laut Leitlinie liegt in Deutschland bei etwa 30 bis 50 % der Frauen im gebärfähigen Alter eine solche Immunität vor. Daher ist die Toxoplasmose-Testung in der Frühschwangerschaft wichtig – besonders wenn noch keine Antikörper vorhanden sind.
Eine frühzeitige Klärung des Immunstatus erspart viele Unsicherheiten im weiteren Verlauf der Schwangerschaft.
Wann ist eine Verlaufskontrolle notwendig?
Wenn sich aus dem Erstbefund keine eindeutige Aussage über den Infektionszeitpunkt ergibt – etwa bei gleichzeitigem Nachweis von IgG und IgM sowie niedriger IgG-Avidität – empfiehlt die Leitlinie eine erneute Antikörpermessung nach etwa 2 bis 3 Wochen.
Folgende Verlaufskontrollen sind sinnvoll:
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Titeranstieg der IgG-Antikörper: Hinweis auf akute Infektion
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Stabil bleibende Werte: Hinweis auf länger zurückliegende oder chronische Infektion
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Zunehmende IgG-Avidität: Verlauf einer abklingenden Infektion
Diese Verlaufskontrolle sollte stets in Absprache mit ärztlicher Betreuung erfolgen. Bei fortbestehendem Verdacht auf akute Infektion kann eine PCR-Diagnostik aus Fruchtwasser ergänzend notwendig werden – vor allem, wenn der Verdacht auf eine Übertragung auf das Kind besteht.
Warum sind unsere Tests sinnvoll?
Unsere Toxoplasmose-Antikörpertests (IgG & IgM) bieten eine fundierte Basis für die Einschätzung Deines Infektionsstatus – besonders bei Kinderwunsch oder in der Schwangerschaft. Die einfache Probenentnahme aus der Fingerbeere erfolgt bequem zu Hause – ohne Arztbesuch.
Wenn unsere Laborauswertung eine auffällige Antikörperkonstellation ergibt, kannst Du direkt den IgG-Aviditätstest aus der gleichen Probe nachbestellen – ganz ohne erneute Blutabnahme. Das spart Zeit, gibt Sicherheit und entspricht den Empfehlungen der aktuellen Leitlinie.
Unsere Leistungen im Überblick:
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IgG- und IgM-Antikörpernachweis
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Bewertung durch medizinisches Fachpersonal
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Aviditätsmessung aus vorhandener Probe (auf Empfehlung)
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Aussagekräftige Einordnung mit schriftlichem Befund
Was passiert bei einem unklaren Testergebnis?
Manchmal zeigt der erste Antikörpertest ein uneindeutiges Bild, z. B.:
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IgM und IgG gleichzeitig positiv
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Keine klare Aviditätseinordnung möglich
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Fehlende frühere Testergebnisse
In solchen Fällen sieht die Leitlinie folgende Schritte vor:
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Verlaufskontrolle nach 2–3 Wochen mit erneutem Antikörpertest
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PCR-Diagnostik aus Fruchtwasser, wenn die Infektion nicht ausgeschlossen werden kann und eine Übertragung aufs Kind vermutet wird
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Interdisziplinäre Betreuung durch Gynäkologen und ggf. Spezialambulanzen
Unser Labor bietet Dir die Möglichkeit, schnell und unkompliziert auf Avidität zu testen – ohne erneute Blutentnahme, wenn Deine Probe bereits bei uns vorliegt.
Welche Behandlung ist bei einer Toxoplasmose in der Schwangerschaft notwendig?
Wenn eine akute Infektion während der Schwangerschaft festgestellt wird, ist eine gezielte Therapie wichtig, um das Übertragungsrisiko auf das ungeborene Kind zu senken. Die Auswahl der Behandlung hängt vom Schwangerschaftszeitpunkt und dem Stadium der Infektion ab.
In frühen Schwangerschaftswochen wird in der Regel eine Therapie zur Reduktion des Übertragungsrisikos begonnen. In späteren Schwangerschaftsphasen kann eine andere medikamentöse Strategie erforderlich sein, insbesondere wenn der Verdacht auf eine Übertragung bereits besteht.
Die genaue Auswahl der Medikamente und das Vorgehen erfolgt immer in Absprache mit der behandelnden Frauenärztin oder einem spezialisierten Zentrum. Es ist wichtig, dass die Therapie nicht eigenständig begonnen oder abgesetzt wird, sondern Teil einer ärztlich begleiteten Betreuung ist.
Die Labortests – insbesondere die Kombination aus Antikörpernachweis (IgG, IgM) und Aviditätsbestimmung – liefern eine wichtige Grundlage für diese Entscheidung. Je früher die Infektion erkannt wird, desto besser lässt sich das Risiko für das Kind reduzieren.
FAQ
Wie kann ich mich vor einer Toxoplasmose schützen, wenn ich schwanger bin?
Vermeide rohes Fleisch, unzureichend gewaschenes Gemüse und Kontakt mit Katzenkot (z. B. beim Reinigen des Katzenklos). Händewaschen nach Gartenarbeit ist ebenfalls wichtig.
Was passiert, wenn ich bereits vor der Schwangerschaft infiziert war?
Dann besteht in der Regel eine lebenslange Immunität. Eine erneute Infektion ist extrem selten – und das Risiko für das Kind sehr gering.
Wie sicher ist der Antikörpertest?
Die Tests sind sehr zuverlässig, wenn sie korrekt interpretiert werden. Die Kombination aus IgG, IgM und Avidität ergibt ein sehr genaues Bild.
Was passiert bei einem auffälligen Ergebnis?
Dann kann eine Aviditätsbestimmung oder eine Verlaufskontrolle helfen. Die weitere Abklärung erfolgt zusammen mit dem Frauenarzt.
Kann ich den Aviditätstest auch nachträglich machen lassen?
Ja – wenn bereits Antikörper positiv sind, kann der Aviditätstest aus der vorhandenen Blutprobe innerhalb von 7–10 Werktagen einfach nachbestellt werden. Eine neue Probenentnahme ist nicht nötig.
Geschrieben von: Bahtier Kurbanov