Eisenmangel richtig behandeln: Tabletten oder Infusion?

Eisenmangel richtig behandeln: Tabletten oder Infusion?

Viele Menschen fühlen sich anhaltend müde, antriebslos oder einfach „nicht richtig fit“. Manchmal steckt hinter diesen Beschwerden ein Eisenmangel – ein Problem, das häufig übersehen oder vorschnell mit Eisentabletten behandelt wird.

Doch so einfach ist es nicht: Nicht jede Anämie entsteht durch Eisenmangel, und nicht jeder Eisenmangel sollte mit Tabletten behandelt werden. In einem aktuellen Expertendokument der American Gastroenterological Association (AGA) von Juni 2024 wurde genau das umfassend untersucht. Dieser Artikel fasst die Empfehlungen für Dich verständlich, praktisch und wissenschaftlich fundiert zusammen.

Was ist Eisenmangel – und wann wird er zum Problem?

Eisen ist ein lebenswichtiges Spurenelement. Es hilft beim Sauerstofftransport im Blut und bei vielen Stoffwechselprozessen. Wenn Deine Eisenspeicher leer sind (z. B. durch Ernährung, Blutverluste oder chronische Erkrankungen), kann es zu einem Eisenmangel kommen – und in der Folge zu einer Eisenmangelanämie.

Symptome können sein:

  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Blässe
  • Haarausfall
  • Konzentrationsstörungen
  • Kurzatmigkeit bei Belastung
  • Brüchige Nägel oder Risse in den Mundwinkeln

Ein gezielter Bluttest kann Klarheit schaffen. Wichtig sind Werte wie Ferritin, Transferrin, Transferrinsättigung, Gesamteisen, und oft auch das Entzündungsmarker CRP.

Wann helfen Eisentabletten – und wann nicht?

Viele greifen bei einem Eisenmangel sofort zu Eisentabletten. Das klingt einfach, führt aber oft nicht zum gewünschten Erfolg. Laut der aktuellen AGA-Empfehlung (DeLoughery et al., 2024) ist die Wahl des Präparats zweitrangig – es gibt keine überzeugenden Belege dafür, dass ein bestimmtes Produkt wirksamer oder besser verträglich ist.

Allerdings gibt es einige Punkte zu beachten - Häufige Nebenwirkungen:

  • Verstopfung (12 %)
  • Übelkeit (11 %)
  • Durchfall (8 %)

Die meisten Nebenwirkungen entstehen durch die Eisenaufnahme im Darm. Entscheidend ist: Nach der Einnahme steigt das Hormon Hepcidin an – und blockiert die Eisenaufnahme für bis zu 48 Stunden.

💡 Deshalb raten Expert*innen davon ab, Eisen mehrmals täglich einzunehmen. Einmal täglich – oder sogar jeden zweiten Tag – ist oft besser verträglich und genauso wirksam.

Tipps zur besseren Aufnahme von Eisen

Damit Dein Körper Eisen gut aufnehmen kann, solltest Du auf Folgendes achten:

✅ Nimm Eisen am besten auf nüchternen Magen ein, sofern Du es verträgst.
✅ Kombiniere die Einnahme mit Vitamin C (z. B. Orangensaft oder 500 mg Ascorbinsäure).
✅ Vermeide Tee, Kaffee und Milchprodukte 1 Stunde vor und nach der Einnahme.
✅ Fleisch und tierisches Eiweiß fördern die Eisenaufnahme zusätzlich.
✅ Eisenreiche Lebensmittel allein reichen oft nicht aus – die Aufnahme ist begrenzt.

Wann Eisentabletten nicht reichen: Wann braucht man eine Eiseninfusion?

Nicht alle Menschen sprechen auf Eisentabletten gut an. In folgenden Fällen empfiehlt die AGA eine intravenöse Eisengabe (Eiseninfusion):

  • Wenn sich der Hämoglobinwert nicht innerhalb von 2 Wochen verbessert
  • Wenn Ferritin nach einem Monat weiterhin niedrig bleibt
  • Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (z. B. Morbus Crohn)
  • Nach einer Magenbypass- oder Darmoperation
  • Bei starken oder chronischen Blutverlusten, etwa im Magen-Darm-Trakt

Auch wenn Du Eisentabletten nicht verträgst, kann eine Infusion eine gute und sichere Alternative sein.

Ist eine Eiseninfusion gefährlich?

Echte allergische Reaktionen sind sehr selten – laut der AGA weniger als 1 von 200.000 Fällen. Leichte Nebenwirkungen wie Hautrötung, Unwohlsein oder Kreislaufreaktionen kommen etwas häufiger vor (etwa 1 von 200) und lassen sich meist einfach behandeln, z. B. durch eine langsamere Infusion.

Wichtig ist: Die Infusion sollte unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Es gibt verschiedene Präparate, die sich in Dosierung und Anwendungsintervall unterscheiden. Gemeinsam mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin wird entschieden, was für Dich geeignet ist.

Achtung bei wiederholten Infusionen

Einige Eisenpräparate können bei häufiger Gabe zu einem Phosphatmangel führen. Das kann Müdigkeit, Muskelschwäche oder sogar Knochenschäden verursachen. Daher ist eine kontrollierte Anwendung mit Blutkontrollen entscheidend.

Fazit: Eisenmangel gezielt behandeln – statt einfach draufloszutherapieren

Eisentabletten sind nicht immer die Lösung. Und nicht jede Anämie bedeutet Eisenmangel. Deshalb ist eine gezielte Labordiagnostik entscheidend – und zwar bevor Du zu Nahrungsergänzungsmitteln greifst.

Ein individueller Bluttest kann Dir zeigen:

  • ob überhaupt ein Mangel vorliegt
  • ob Tabletten genügen oder eine Infusion notwendig ist
  • ob andere Ursachen infrage kommen (z. B. stille Blutverluste im Stuhl)
  • ob Deine Ernährung oder Magen-Darm-Gesundheit die Aufnahme blockiert

Unsere Empfehlung für Dich

Wenn Du unter Symptomen wie Müdigkeit, Blässe oder Erschöpfung leidest – oder bereits Eisentabletten nimmst, aber keine Besserung spürst –, dann ist es Zeit für eine gezielte Analyse.

👉 Mit unserem spezialisierten Eisenprofil bekommst Du Klarheit – inklusive individueller Auswertung und persönlicher Empfehlung.

Literaturhinweis:

DeLoughery TG, Jackson CS, Ko CW, Rockey DC. AGA Clinical Practice Update on Management of Iron Deficiency Anemia: Expert Review. Clin Gastroenterol Hepatol. 2024;22(8):1575–1583. DOI: 10.1016/j.cgh.2024.03.046

Geschrieben von: Bahtier Kurbanov