Reizdarmsyndrom und Hormone: Warum Frauen häufiger betroffen sind
Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist eine weit verbreitete Darmkrankheit, die durch Symptome wie Bauchschmerzen, Blähungen sowie Durchfall oder Verstopfung charakterisiert ist. Frauen sind häufiger davon betroffen als Männer, insbesondere in westlichen Ländern. Es gibt Hinweise darauf, dass Geschlechtshormone eine Rolle bei dieser Erkrankung spielen können.
Was sind Geschlechtshormone?
Geschlechtshormone sind chemische Botenstoffe in unserem Körper, die zahlreiche Prozesse steuern. Bei Frauen übernehmen vor allem Östrogen und Progesteron wichtige Funktionen, während bei Männern Testosteron im Vordergrund steht. Diese Hormone beeinflussen nicht nur geschlechtsspezifische Merkmale und die Fortpflanzung, sondern wirken sich auch auf andere Körperbereiche aus, einschließlich des Verdauungstrakts.
Die Verbindung zwischen Geschlechtshormonen und RDS
Östrogen und RDS: Bei Frauen variieren die Östrogen- und Progesteronspiegel im Laufe des Menstruationszyklus, während der Schwangerschaft und in der Menopause. Diese Schwankungen können Einfluss auf die Symptome des RDS haben. Einige Frauen berichten von einer Verschlechterung ihrer Beschwerden zu bestimmten Zeiten im Zyklus. Studien zeigen, dass ein Absinken der Hormonspiegel vor der Menstruation oder während der Menopause die Symptome verschlechtern kann. Umgekehrt kann sich während der Schwangerschaft, wenn die Hormonspiegel höher sind, der Zustand vieler Frauen mit RDS verbessern.
Östrogen wirkt direkt auf den Darm. Es reguliert die Darmaktivität und die Sensibilität gegenüber Reizen. Diese Wirkungsweise könnte erklären, warum Veränderungen im Östrogenspiegel die RDS-Symptome beeinflussen können.
Testosteron und RDS: Männer weisen generell einen höheren Testosteronspiegel auf, und es gibt Anzeichen, dass Testosteron vor einigen Symptomen des RDS schützen könnte. Testosteron hat entzündungshemmende Eigenschaften und kann die Schmerzempfindlichkeit reduzieren. Tierexperimentelle Studien zeigen, dass Testosteron die Darmbewegungen beeinflussen kann, indem es die Muskelaktivität verlangsamt. Interessanterweise zeigt sich, dass bei Männern mit RDS niedrigere Konzentrationen von freiem Testosteron vorliegen, was auf eine Beteiligung von Testosteron an der normalen Darmfunktion hindeuten könnte.
Zusammenfassung
Die vorliegenden Ergebnisse legen nahe, dass Hormone eine bedeutende Rolle beim Reizdarm spielen können. Für Frauen mit RDS könnte dies bedeuten, dass hormonelle Schwankungen ihre Symptome beeinflussen. Bei Männern könnte ein normales Niveau an Testosteron einen gewissen Schutz bieten. Diese Erkenntnisse eröffnen neue Perspektiven für die Behandlung des Reizdarmsyndroms.
Literaturquelle: Banibakhsh A et al., 2023